Eisen: Das lebenswichtige Spurenelement für Blut und Energie
Was ist Eisen?
Eisen (chemisches Symbol: Fe) ist ein essenzielles Spurenelement, das für den menschlichen Körper lebensnotwendig ist. Obwohl es nur in geringen Mengen im Organismus vorkommt (etwa 2,5 bis 4 Gramm bei einem Erwachsenen), ist es an einer Vielzahl fundamentaler biologischer Prozesse beteiligt. Die Hauptfunktion von Eisen liegt im Sauerstofftransport und der Sauerstoffspeicherung sowie in der Energieproduktion auf zellulärer Ebene.
Die wichtigsten Rollen von Eisen im Körper umfassen:
- Sauerstofftransport: Eisen ist ein zentraler Bestandteil des Hämoglobins, des roten Blutfarbstoffs in den Erythrozyten (roten Blutkörperchen). Hämoglobin bindet Sauerstoff in der Lunge und transportiert ihn zu allen Zellen und Geweben im Körper.
- Sauerstoffspeicherung: Eisen ist ebenfalls ein Bestandteil des Myoglobins, eines Proteins in den Muskelzellen, das Sauerstoff speichert und bei Bedarf an die Muskeln abgibt.
- Blutbildung (Hämatopoese): Für die Bildung neuer roter Blutkörperchen im Knochenmark ist Eisen unerlässlich.
- Zellatmung und Energiestoffwechsel: Eisen ist ein wichtiger Kofaktor für zahlreiche Enzyme, insbesondere für die Cytochrome in den Mitochondrien, die an der Elektronentransportkette und somit an der zellulären Energiegewinnung (ATP-Produktion) beteiligt sind.
- DNA-Synthese und Zellteilung: Eisenhaltige Enzyme spielen eine Rolle bei der Herstellung von DNA.
- Immunsystem: Eisen ist wichtig für die Funktion und Proliferation von Immunzellen.
- Kognitive Entwicklung und Funktion: Besonders bei Kindern ist eine ausreichende Eisenversorgung für die normale Gehirnentwicklung und kognitive Funktionen wichtig.
Da der Körper Eisen nicht selbst herstellen kann, muss es regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden.
Warum sind Eisenwerte wichtig?
Die Bestimmung verschiedener Eisenwerte im Blut ist entscheidend, um den Eisenstatus des Körpers zu beurteilen und Störungen wie Eisenmangel oder Eisenüberladung frühzeitig zu erkennen.
- Diagnose von Eisenmangel und Eisenmangelanämie: Eisenmangel ist weltweit die häufigste Mangelerkrankung. Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, die Entwicklung einer Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel) zu verhindern oder diese effektiv zu behandeln.
- Abklärung von Anämiesymptomen: Symptome wie Müdigkeit, Blässe, Leistungsschwäche, Kurzatmigkeit oder Konzentrationsstörungen können auf eine Anämie hinweisen, die durch Eisenmangel bedingt sein kann.
- Identifizierung von Eisenüberladung (Hämochromatose): Obwohl seltener, kann eine übermäßige Ansammlung von Eisen im Körper zu Organschäden führen. Die Messung von Eisenwerten hilft, eine solche Überladung zu diagnostizieren.
- Beurteilung bei Risikogruppen: Bestimmte Gruppen haben ein erhöhtes Risiko für Eisenmangel (z.B. Frauen im gebärfähigen Alter aufgrund von Menstruationsblutungen, Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche im Wachstum, Veganer/Vegetarier, Personen mit chronischen Blutverlusten oder Aufnahmestörungen).
- Überwachung der Therapie: Bei der Behandlung von Eisenmangel (z.B. mit Eisenpräparaten) oder Eisenüberladung (z.B. durch Aderlässe) dienen die Eisenwerte zur Kontrolle des Therapieerfolgs.
Normalbereiche für Eisenwerte
Die Referenzbereiche für Eisenparameter können je nach Labor, Messmethode, Alter und Geschlecht variieren. Es ist daher immer wichtig, den spezifischen Referenzbereich des durchführenden Labors zu beachten.
Serum-Eisen:
- Frauen: ca. 50–170 µg/dl (Mikrogramm pro Deziliter) oder 9–30 µmol/l (Mikromol pro Liter)
- Männer: ca. 65–175 µg/dl oder 11,6–31,3 µmol/l
Hinweis: Der Serum-Eisenspiegel unterliegt starken Tagesschwankungen (morgens höher als abends) und kann durch akute Entzündungen oder Infektionen beeinflusst werden.
Ferritin:
- Frauen: ca. 15–150 ng/ml (Nanogramm pro Milliliter) oder µg/l (Mikrogramm pro Liter)
- Männer: ca. 30–300 ng/ml oder µg/l
Hinweis: Ferritin ist auch ein Akute-Phase-Protein und kann bei Entzündungen erhöht sein.
Transferrin und Transferrinsättigung (TSAT):
- Transferrin: ca. 200–360 mg/dl
- Transferrinsättigung: ca. 16–45 %
Eine Sättigung < 16 % deutet oft auf Eisenmangel hin, eine Sättigung > 45-50 % kann auf eine Eisenüberladung hinweisen.
Niedrige Eisenwerte (Eisenmangel)
Niedrige Eisenwerte, insbesondere ein niedriges Ferritin und eine niedrige Transferrinsättigung, deuten auf einen Eisenmangel hin. Ein fortgeschrittener Eisenmangel führt zur Eisenmangelanämie.
Mögliche Ursachen für niedrige Eisenwerte:
- Ungenügende Eisenzufuhr über die Nahrung:
- Einseitige Ernährung, geringer Verzehr von eisenreichen Lebensmitteln
- Vegane oder vegetarische Ernährung (pflanzliches Eisen wird schlechter aufgenommen als tierisches Hämeisen)
- Erhöhter Eisenbedarf:
- Wachstum (Säuglinge, Kinder, Jugendliche)
- Schwangerschaft und Stillzeit (Bedarf kann sich verdoppeln bis verdreifachen)
- Leistungssport
- Erhöhte Eisenverluste (chronischer Blutverlust):
- Starke oder langanhaltende Menstruationsblutungen (häufigste Ursache bei Frauen)
- Blutungen im Magen-Darm-Trakt
- Regelmäßige Blutspenden
- Verletzungen, Operationen
- Gestörte Eisenaufnahme (Malabsorption):
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
- Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
- Zustand nach Magen- oder Dünndarmoperationen
- Chronische Gastritis
- Einnahme von Medikamenten, die die Magensäure reduzieren
- Infektion mit Helicobacter pylori
Mögliche Symptome und Folgen eines Eisenmangels:
Die Symptome entwickeln sich oft schleichend und können unspezifisch sein, besonders im Frühstadium.
- Allgemeine Symptome:
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Leistungsminderung
- Blässe (besonders der Haut und Schleimhäute)
- Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Kurzatmigkeit bei Belastung, Herzklopfen
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Kälteempfindlichkeit, Frieren
- Spezifischere Symptome bei fortgeschrittenem Mangel:
- Brüchige Nägel, Rillenbildung (Koilonychie: Löffelnägel)
- Trockene, spröde Haut; Haarausfall
- Mundwinkelrhagaden (eingerissene Mundwinkel)
- Zungenbrennen, glatte, rote Zunge (Glossitis)
- Schluckbeschwerden (Plummer-Vinson-Syndrom, selten)
- Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine)
- Pica-Syndrom (Verlangen nach ungenießbaren Dingen wie Erde oder Eis)
Hohe Eisenwerte (Eisenüberladung)
Erhöhte Eisenwerte, insbesondere ein hohes Ferritin und eine hohe Transferrinsättigung, können auf eine Eisenüberladung des Körpers hinweisen. Überschüssiges Eisen wird in verschiedenen Organen abgelagert und kann dort zu Schäden führen.
Mögliche Ursachen für hohe Eisenwerte:
- Primäre (hereditäre) Hämochromatose: Eine genetisch bedingte Erkrankung, bei der übermäßig viel Eisen aus der Nahrung aufgenommen wird.
- Sekundäre Eisenüberladung:
- Häufige Bluttransfusionen
- Übermäßige orale Eisenzufuhr oder Eiseninjektionen
- Chronische Lebererkrankungen
- Ineffektive Erythropoese
- Porphyria cutanea tarda
Mögliche Symptome und Folgen einer Eisenüberladung:
- Müdigkeit, Schwäche
- Gelenkschmerzen (Arthralgie), besonders in den Fingergelenken
- Libidoverlust, Impotenz bei Männern, Amenorrhoe bei Frauen
- Oberbauchschmerzen
- Bronze- oder graufärbung der Haut ("Bronzediabetes")
- Organschäden durch Eisenablagerung:
- Leber: Leberfibrose, Leberzirrhose, erhöhtes Risiko für Leberkrebs
- Herz: Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz
- Bauchspeicheldrüse: Diabetes mellitus
- Gelenke: Arthritis
- Hypophyse: Störung der Hormonproduktion
- Schilddrüse: Hypothyreose
Wie können Eisenwerte beeinflusst und ein Gleichgewicht erreicht werden?
Bei Eisenmangel:
- Ernährungsumstellung:
- Tierische Quellen (Hämeisen): Rotes Fleisch, Leber, Wild, Geflügel, Fisch, Eier
- Pflanzliche Quellen (Nicht-Hämeisen): Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen, grünes Blattgemüse, Trockenfrüchte
- Verbesserung der Eisenaufnahme:
- Vitamin C zu eisenhaltigen Mahlzeiten
- Organische Säuren (Fruchtsäuren, Milchsäure)
- Fleisch/Fisch/Geflügel (MFP-Faktor)
- Vermeidung von Hemmstoffen:
- Phytate (in Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Nüssen)
- Polyphenole (in Kaffee, Tee, Rotwein)
- Kalzium (in Milch und Milchprodukten)
- Oxalsäure (in Spinat, Rhabarber, Mangold)
- Sojaprotein
- Eisenpräparate: Nach ärztlicher Verordnung und unter Kontrolle
Bei Eisenüberladung (Hämochromatose):
- Aderlasstherapie (Phlebotomie): Regelmäßige Blutentnahmen
- Chelatbildner: Medikamente zur Eisenbindung und -ausscheidung
- Ernährungsumstellung:
- Vermeidung sehr eisenreicher Lebensmittel
- Keine zusätzlichen Eisenpräparate
- Einschränkung von Vitamin C zu den Mahlzeiten
- Moderater Alkoholkonsum
Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Konsultieren Sie einen Arzt, wenn:
- Sie Symptome eines Eisenmangels oder einer Eisenüberladung bei sich feststellen
- Sie zu einer Risikogruppe für Eisenmangel gehören
- Eine Hämochromatose oder andere Eisenstoffwechselstörungen in Ihrer Familie bekannt sind
- Ihre Laborwerte für Eisen, Ferritin oder Transferrinsättigung außerhalb des Normalbereichs liegen
- Sie Fragen zur Notwendigkeit einer Eisentherapie oder zu Ihrer Ernährung im Zusammenhang mit Eisen haben
- Sie unter chronischen Blutverlusten leiden
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
F: Ist Spinat wirklich so eisenreich, wie oft behauptet wird?
A: Spinat enthält zwar Eisen, aber auch Oxalsäure, die die Aufnahme hemmt. Zudem wurde der Eisengehalt früher oft überschätzt. Es gibt bessere Eisenquellen, aber in Kombination mit Vitamin C kann auch das Eisen aus Spinat besser genutzt werden.
F: Können Frauen während der Schwangerschaft ihren erhöhten Eisenbedarf allein durch die Ernährung decken?
A: Es ist oft schwierig, den stark erhöhten Eisenbedarf in der Schwangerschaft allein durch die Ernährung zu decken. Viele Ärzte empfehlen daher eine Eisen-Supplementierung nach Überprüfung der Eisenwerte.
F: Wie lange dauert es, bis ein Eisenmangel behoben ist?
A: Das Auffüllen der Eisenspeicher kann mehrere Wochen bis Monate dauern, abhängig vom Schweregrad des Mangels und der Art der Behandlung.
F: Ist zu viel Eisen schädlich?
A: Ja, eine chronische Eisenüberladung kann zu Organschäden führen. Daher sollten Eisenpräparate nur bei nachgewiesenem Mangel und nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden.